Ulrike Meyer-Heieis ist die neue Pastorin der Ev.-luth. Kirchengemeinden Hollenstedt und Moisburg. Superintendent Dirk Jäger führte sie am gestrigen Sonntag in der St. Andreas-Kirche feierlich ins Amt ein. „Ich freue mich auf Hollenstedt und Moisburg und das Team mit Pastorin Sabine Krüger, Diakon Holger Kuk und den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden“, sagt Ulrike Meyer-Heieis (56).
Mit der Pastorin kommt auch eine studierte Bauingenieurin und ausgebildete Sopranistin in die Nachbarschaft: 1968 in Ost-Berlin geboren, wuchs sie in einer christlich geprägten Familie auf. Damit war ihr schulischer, wie beruflicher Weg in der DDR stark begrenzt. „Ich war in der Evangelischen Jugend und wenn ich nicht zu den staatlichen Pflichtdemonstrationen ging, wurden meine Eltern oder ich zum Schulleiter gerufen. Das war für mich als Heranwachsende nicht einfach, aber oft machten uns diese Ausgrenzungen als christliche Gruppe nur stärker.“
Nach dem Abitur bleiben ihr ein Soziologie-, Politologie- oder Journalistik-Studium verwehrt. Dem Rat des Vaters „Nur Zahlen lügen nicht“ folgend studiert sie Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität Weimar. Als Diplom-Ingenieurin geht sie 1993 mit ihrem Freund nach Hamburg. Sie arbeiten in einem Ingenieurbüro, machen sich später selbständig und gründen eine Familie. Als 40-Jährige nimmt sie ein privates Gesangsstudium bei Professoren der Musikhochschule Hamburg auf. Die Solo-Sopranistin gibt Konzerte, singt in den Hamburger Hauptkirchen und auf Konzertreisen in Italien und Frankreich. „Singen ist so exakt wie Zahlen. Man muss auf die zehntel Sekunde mit dem Orchester übereinstimmen, aber dann darf man auch wieder alles raushauen. Ich sehe, wie die Musik die Menschen glücklich macht, und die Töne kommen mit Liebe und Glück zu mir zurück.“
16 Jahre ist sie Mitglied im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde in Groß-Flottbek und engagiert sich in der Flüchtlingsarbeit und für einen interreligiösen Dialog. „Ich hatte immer mehr Interesse an sozialen Fragen als an Bauberechnungen. Der Wunsch, Theologie zu studieren, wurde stärker.“ Also bewirbt sie sich 2016 für den berufsbegleitenden, dreijährigen Master-Studiengang Evangelische Theologie an der Philipps-Universität Marburg. Er ermöglicht einen Quereinstieg in den Pfarrberuf. „Die drei Jahre waren das Beste, war ich bisher gemacht habe. Mit anderen Ärzten, Lehrern oder Juristen Theologie zu studieren, das war so bereichernd.“
Nach Theorie folgt Praxis: Predigerseminar in Loccum und Vikariat in der Kirchengemeinde Rosengarten im Kirchenkreis Hittfeld. „Mitten im Vikariat kam die Corona-Pandemie. Pastorin Katharina Behnke und ich haben uns so viel ausgedacht, ob ‚Choräle am Gartenzaun‘ oder ‚Kirche kommt‘.“ 2019 schließt sie ihr zweites theologisches Examen ab. Als Pastorin im Probedienst arbeitet sie dann in der St. Jakobi-Kirchengemeinde Hanstedt im Kirchenkreis Winsen.
Als sie von der freien Stelle in Hollenstedt und Moisburg erfährt, bewirbt sie sich. „Durch mein Vikariat kenne ich so viele Menschen im Kirchenkreis Hittfeld. Dahin wollte ich gern zurück.“ Sie freut sich auf ihre Aufgabe. „Ich habe eine echte Zuneigung für Hollenstedt und Moisburg, ich mag die Kirchen, die Menschen, die Orte. Die Mitglieder der Kirchenvorstände sind zugewandt und sehr nett.“ Was ihr als Pastorin wichtig ist: „Die Seelsorge und der Kontakt zu Menschen ist mir am allerwichtigsten. Und ich liebe es, wenn im Gottesdienst oder beim gemeinsamen Singen Gemeinschaft entsteht.“
Ihre beiden Kinder Therese und Karl sind bereits ausgezogen. Ihren zweiten Ehemann Alexander (62) hat sie 2023 in Hanstedt geheiratet. „Zusammen haben wir sieben Kinder und sechs Enkelkinder. In unserer Familie ist immer etwas los.“ Und wenn ihr Freizeit bleibt? „Ich singe immer noch Konzerte, für die ich üben muss. Ich habe zwei Katzen, und im Urlaub schreibe ich zum Thema „Politische Predigten in 40 Jahren DDR“ eine Forschungsarbeit.“ Ein spannendes Thema.