Herzlichen Glückwunsch: Hans-Hermann Jantzen feiert 80. Geburtstag

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Viele Jahre war Hans-Hermann Jantzen Landessuperintendent im Sprengel Lüneburg, zu dem auch der Kirchenkreis Hittfeld gehört. Nun feierte er seinen 80. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich!

Es gibt Menschen, die gehen mit der Zeit. Und es gibt Menschen, die ihrer Zeit voraus sind. Hans- Hermann Jantzen, ehemaliger Landessuperintendent im Sprengel Lüneburg, gehört eher zur zweiten Kategorie. Wer mit ihm spricht, spürt schnell: Dieser Mann hat nicht nur die Geschichte der hannoverschen Landeskirche in den letzten Jahrzehnten miterlebt, sondern sie an entscheidenden Stellen auch mitgestaltet – kritisch, zugewandt und immer mit dem Blick auf die Menschen.

Jantzen wurde am 28. September 1945 in Polle geboren und wuchs in Cadenberge als Sohn eines Superintendenten auf. Schon in jungen Jahren zeigte sich ein eigener Stil: Als Pfadfinderleiter entwickelte er ein Verständnis von Führung, das auf Beteiligung und Dialog setzte. „Ich habe gelernt, dass man nicht autoritär auftreten muss, sondern besser fährt, wenn alle mitreden können.“ Dieses Prinzip begleitete ihn als Pastor und Kirchenleiter über Jahrzehnte hinweg.

Innovative Gemeindearbeit

In seinen ersten Gemeinden suchte Jantzen Wege, Kirche lebendig und einladend zu gestalten. Mit Familiengottesdiensten und neuen Formaten sprach er gezielt Kinder und Familien an. Was für viele zunächst unkonventionell wirken mochte, wurde zu seinem Markenzeichen: Kirche soll Freude machen und Menschen zusammenführen. Besonders bemerkenswert war für ihn, wie Eltern über ihre Kinder einen neuen Zugang zum Glauben fanden – eine Erfahrung, die sein Verständnis von Gemeinde prägte und die er auch als Studienleiter weitergab.

Themen jenseits des Kirchturms waren Jantzen stets wichtig. So griff er in den 1970ern Umweltfragen auf – etwa die kritische Diskussion um Atomenergie –, moderierte kontroverse Gespräche und setzte auf respektvollen Streit. In seiner Zeit als Landessuperintendent ab 1997 war er präsent bei Protesten gegen Castor-Transporte im Wendland und stärkte das Engagement aus den Gemeinden heraus.

Frühzeitig setzte sich Jantzen für die Gleichstellung homosexueller Pastorinnen und Pastoren ein. Er erlebte, dass Veränderung nicht nur „von oben“, sondern oft aus der Gemeindebasis angestoßen wird.

Doppelte Verantwortung: Kirche und Gesellschaft

Jantzens Rolle war immer zweifach angelegt: Wegbegleiter im Alltag – etwa durch runde Tische zur Prävention von Jugendkriminalität – und Impulsgeber in gesellschaftlichen Debatten. Er betonte die politische Verantwortung der Kirche, ohne je parteipolitisch zu vereinnahmen.

„Kirche muss politisch sein, aber aus dem Glauben heraus Orientierung geben“ – aus dieser Überzeugung heraus griff er auch aktuell Themen wie soziale Gerechtigkeit auf und bekannte Stellung. Auch heute noch: „Für mich ist es unerträglich, wenn beim Bürgergeld gekürzt wird und die Erbschaftssteuer nicht angefasst wird. (...) Diese ungerechte Vermögensverteilung und die Fokussierung immer auf die Ärmsten der Armen – das ist für mich eine ganz große Dissonanz.“

Krisenmanagement und neue Wege

Nach dem Rücktritt von Landesbischöfin Käßmann übernahm Jantzen 2010 als Bischofsvikar kurzfristig die Leitung der Landeskirche. Auch in dieser Ausnahmesituation setzte er auf Teamgeist und solidarische Zusammenarbeit. Theologisch vollzog er einen Wandel: Von einem traditionell geprägten Gottesbild hin zu mehr Offenheit und spiritueller Vielstimmigkeit. „Gott ist Energie, Hoffnung, Quelle des Lebens – abstrakter, aber nicht weniger persönlich.“

Auch privat hat Jantzen Wege beschritten, die nicht selbstverständlich waren. Seine Frau ist Zahnärztin – in den 1970er-Jahren wunderten sich manche Kirchenvorstände, dass die Pfarrfrau nicht selbstverständlich die Katechetin gab. Doch für Jantzen war es bereichernd, dass seine Frau ihr eigenes berufliches Feld hatte. „Sie hat manches infrage gestellt, das war gut für mich“, erzählt er.

Im Ruhestand bleibt Jantzen voller Tatendrang: Er singt im Chor, unternimmt Radreisen und nimmt als kritischer Beobachter Anteil an gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen. Für die Zukunft fordert er, dass Kirche zu Themen wie Klima, Migration und sozialer Gerechtigkeit deutlich Position bezieht – auch auf die Gefahr hin, anzuecken. Sein Rat an junge Pastor:innen: Vertrauen in Gott, Kreativität und Nähe zu den Menschen. „Bei den Menschen bleiben – das ist das Wichtigste.“

Historischer Kontext: Das Amt des Landessuperintendenten

Das Amt des Landessuperintendenten war traditionell zentral für die geistliche Leitung großer Kirchenregionen, stets im Team mit Laien und prägte über Generationen das evangelische Kirchenverständnis. In den letzten Jahren erfolgte die Umstellung auf Regionalbischöfe, um den Herausforderungen gesellschaftlichen Wandels noch besser begegnen zu können.

Über den Sprengel Lüneburg:

Zum Sprengel (Kirchenbezirk) Lüneburg gehören zehn Kirchenkreise. In den 220 Kirchengemeinden mit rund 470.000 Gemeindegliedern sind 350 Pastorinnen und Pastoren tätig.

 

Text und Foto: A.-K. Schwanitz, Öffentlchkeitsbeauftragte im Sprengel Lüneburg

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Hans-Hermann Jantzen. Foto: A.-K. Schwanitz
Hans-Hermann Jantzen. Foto: A.-K. Schwanitz